„Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen.“ Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
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Bunker- und Bücherstadt Wünsdorf im Oktober 2021 – ein echter Lost Place
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Das kann man zu Recht von dieser Stätte behaupten. Wie es bereits bei unserem Besuch auf Schloss Diedersdorf der Fall war, wurde ich auf diesen geheimnisvollen Ort durch ein Schild am Rande des südlichen Berliner Rings A10 aufmerksam.
Also lag es auf der Hand, sich im Rahmen eines Wochenendaufenthaltes in meiner Betriebswohnung in Adlershof die Zeit zu nehmen und dorthin zu reisen.
Unter Hobbyfotografen sind Lost Places inzwischen weltweit zum Sport geworden. Vor allem Baukörper aus vergangenen Kriegszeiten stehen auf der Hitliste ganz weit oben. Es folgen ihnen alte Kliniken und skurrile Wohnbauten. Auch aufgegebene Gefängnisse sind heiß begehrt.
Aber was hat es mit der Bunkerstadt in der Nähe von Zossen auf sich? Drei Epochen hat diese Anlage überlebt oder erlebt. Bereits in der Kaiserzeit war das Gelände strengstens geheim und für keinen Außenstehenden zugänglich. So blieb es auch in der NS-Zeit. Hier saß das Oberkommando des Heeres (Wehrmacht = Heer + Luftstreitkräfte + Seestreitkräfte). Während des zweiten Weltkrieges liefen in Wünsdorf alle Kommunikationsverbindungen zu allen Frontabschnitten zusammen. Alle namenhaften deutschen Generäle, so auch Stauffenberg, hatten in der gewaltigen Bunkeranlage ihren Dienstsitz. Der Führer selbst war nie vor Ort. Ihm war die Generalität eher zuwider, als dass er ihr Beachtung schenken wollte.
In Wünsdorf muss vor und während der Weltkriegszeit mit einem ungeheuren Aufwand gebaut worden sein. Das bestätigt die Größe der Anlage und die Kürze der Bauzeit zwischen 1933 und 1941.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Bunkerstadt in die Hände der Sowjets. Die von den Alliierten vereinbarte Entnazifizierung verlangte von den neuen Besatzern, die Anlage zu sprengen. Ein unmöglich durchzuführendes Unterfangen. Zu mächtig waren die verbauten Betonmassen, ledig Einstürze gelangen. Allerdings entdeckten die neuen Hausherren schnell die Vorzüge unterirdischen Teile der Bunkerstadt. Dort ließ sich hervorragend konspirativ gegen den Westen arbeiten. Dies taten sie bis zum Ende des Ostblocks und ein kleines Stückchen darüber hinaus bis 1994. Von da an begann der schmerzhafte Rückzug der ehemaligen Siegermacht. Eine Tatsache, die sie dem Westen nie verzeihen werden, wie es die aktuelle Situation in der Ukraine eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Heute befindet sich die Bunkerstätte in Privathand, welche interessante Führungen anbietet. Dieses Angebot einmal wahrzunehmen, ist meine Empfehlung an meine Leser.
Viel Spaß beim Betrachten der Bilder, die ich mit einem Huawei P40 pro aufnahm, Euer Mayk!