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Nürnberg am 09. Mai 2024 (Vatertag) – ein außerplanmäßiger Besuch, der uns unerwartet viel deutsche Geschichte bescherte

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Es war nicht geplant, den Vatertag in Nürnberg zu verbringen, aber eine Odyssee rund um eine Fahrradreparatur sollte an diesem Tag in Nürnberg ihr glückliches Ende nehmen.

Als wir das frisch hergerichtete Bike abholten, wurde uns wärmstens empfohlen, das herrliche Wetter zu nutzen, um auf die Burg zu steigen. Sie sei so sehenswert, hieß es. Ohne lange nachzudenken, steuerten wir unser Auto in Richtung Innenstadt und folgten somit brav der Empfehlung. Wir sollten es nicht bereuen, wie die nun folgenden Bilder Euch zeigen werden.

Habt wieder einmal viel Spaß dabei,
Euer Mayk!

P.S.: Diesmal hat die Aufnahmen ein iPhone 14 erstellt.

Teil 1 - Die Burg über Nürnberg

Bild 1 – Ansicht beim Aufstieg auf die Burg
Bild 2 – Im Innenhof angekommen
Bild 3 – Den Turm fest im Visier
Bild 4 – Zimmermannskunst im Turminneren
Bild 5 – Ausblick über die gesamte Burganlage
Bild 6 – Der Palas rustikal, aber sehr ritterlich
Bild 7 – Gebetsraum mit Krypta
Bild 8 – Die Goldene Bulle vom 1356, im Prinzip ein Kaiserliches Gesetzbuch
Bild 9 – Den Burgbrunnen zu besichtigen lohnt sich wirklich. 50 m tief in den Felsen gehauen, versorgte er die Burgbewohner mit dem wertvollen Nass.
Bild 10 – Dieses Modell zeigt beeindruckend die Dimension der Anlage. Während der Besichtigung wird eine Kerze hinabgelassen. In welcher Tiefe sie sich befindet, zeigt der leuchtende Punkt im Modell.
Bild 11 – Einer von mehreren idyllischen Innenhöfen der Burg. Ein guter Platz zum Verweilen und Ausspannen.
Bild 12 – Teil der romanischen Architektur der Burg – der Raum über der Krypta
Bild 13 – Mit derartigen Waffen setzte man sich seiner Zeit gegen die Angreifer zur Wehr. Das muss mühsam gewesen sein.

Teil 2 – Das Zeppelinfeld am Rande Nürnbergs

Hiermit habe ich mir im Anschluss an den Besuch auf der Burg noch einen sehr lang gehegten Wunsch erfüllt. Aus unzähligen Reportagen über die NS-Zeit, die mich immer sehr interessieren, kannte ich diesen, für die Nazis so bedeutungsvollen Ort. Nie habe ich es aber geschafft, dorthin zu fahren. Bis heute, da sollte sich das ändern.

Das Zeppelinfeld ist ein monströser Aufmarschplatz mit egomanischen Ausmaßen, hergestellt, um den Führer zu beeindrucken und ihm eine ihm gerecht werdende Bühne zu bieten. Eine reine Zurschaustellung der Macht eines einzelnen Mannes.

In Rekordzeit errichtet, stellten sich schon bald schwere Baumängel an den Tribünen ein. Im Prinzip wurden die Steinblöcke nur in den Dreck gelegt, um schnell fertig zu werden. Da hat Herr Speer als Architekt nicht so genau hingeschaut. Parallel war er damit beschäftigt, eine Probetribüne für ein noch größeres Stadion für 400.000 Sitzplätze als 1:1- Modell zu bauen. Es stellte sich heraus, dass man von der obersten Sitzreihe aus nichts mehr vom Geschehen wahrgenommen hätte. Es wäre egal gewesen, Hauptsache der Führer kann seine Größe unter Beweis stellen. Überreste existieren heute noch davon.

Die Krönung des Ganzen hätte in Berlin gestanden: die Halle des Volkes, auch Große Halle genannt, im Zentrum der Welthauptstadt Germania. So groß, dass der Pariser Eifelturm hineingepasst hätte. Wolken wären in ihr entstanden. Versuchsbauten kann man dazu noch heute in Berlin finden.

S/W-Foto 1 - Von Bundesarchiv, Bild 146-1986-029-02 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5483318

Auch wenn die Geschichte des Zeppelinfeldes negativ besetzt ist, so ist das ganze doch beeindruckend. Schön zu beobachten, dass es ein offensichtlich beliebtes Ausflugsziel ist. Menschen kommen zum Staunen, andere fahren Modellauto oder skaten bzw. spazieren einfach nur genüsslich. So ändern sich die Zeiten. Diesmal zum Positiven.

Bild 14 – Gesamtansicht der gewaltigen Anlage – Hier standen die mittleren Führungskräfte des NS-Regimes
Bild 15 – Der Mittelteil war den so genannten „Inner Cycle“ vorbehalten. Von hervorstechenden Tribünenplatz aus richtete sich der Führer an die Aufmarschierten.
Bild 16 – Hier ist der zentrale Teil der Anlage zu sehen. Die hier Anwesenden sollten gottgleich groß über dem Heer der Soldaten im Innenfeld erscheinen. Wenn sich dann gegen Nacht riesige Flaggscheinwerfer 6.000 Meter hoch in den Abendhimmel richteten, der heute als Albert Speers „Lichtdom“ genannt wird, muss dies für den einfachen Soldaten ein unfassbarer Eindruck gewesen sein. Gigantismus in Perfektion, sehr perfide.
S/W-Foto 2 - Von Bundesarchiv, Bild 183-1982-1130-502 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5342072
Bild 17 – Genau an dieser Stelle stand der Unheilbringer und hielt seine einschwörenden Reden, während er sich aufschwang, der Erlöser der Menschheit zu sein. Er erreichte seine Wirkung vor Zehntausenden, denn von hier aus ging es bereitwillig mehr oder weniger direkt an die Front zum Sterben. Dorthin zu gehen war einfacher, als den Kriegsdienst zu verweigern. Stalin tat dies ganz genauso. Völliger Wahnsinn, übrigens in Bild und Ton von Leni Riefenstahl festgehalten.
Bild 18 – Am 11.September (!!!) 1935 erfolgte die Grundsteinlegung der Kongresshalle. 275 x 265 Meter sollte die Grundfläche messen. Die Kuppel über dieser Halle wäre im Durchmesser auf 180 Meter gekommen. Statiker meinen heute, dass dies zur Zeit der Errichtung des Gebäudes nicht möglich gewesen wäre, eine solch große Kuppel zu erschaffen. Mit den Mitteln unserer Zeit ist dies denkbar, jedoch aberwitzig.
S/W-Foto 3 - Ein Holzmodell der Kongresshalle aus dem Jahr 1935 (Seitenansicht) © Stadtarchiv Nürnberg / Stadtarchiv Nürnberg, https://www.nuernberg.de/internet/kongresshalle/erinnerungskultur.html

Was heute davon immer noch zu sehen ist, lässt erahnen, was für ein Bauwerk diese Halle geworden wäre. Der Probelauf zur Schaffung der Welthauptstadt Germania in Berlin. Damit wurde es dann nichts aus bekannten Gründen. Gut so!

Ich hoffe, Euch hat dieser kleine Ausflug in die dunkle Geschichte Deutschlands gefallen.